Warum klebt das Klebeband nicht? So vermeiden Sie Anwendungsfehler bei Klebebändern.
Warum klebt’s nicht? Warum hinterlässt es Rückstände? In vielen Fällen, in denen ein Klebeband „versagt“, liegt es am Anwender und nicht an der Qualität des Klebebands. Genaugenommen ergeben sich einerseits Probleme bei der Anwendung selbst, andererseits Probleme durch die Wahl eines ungeeigneten Klebebands.
Im Folgenden geben wir einen Überblick über die häufigsten Anwendungsfehler bei Klebeband und klären die Ursachen dieser Fehler. Denn diese Fehler liefern schließlich die Basis dafür, wie’s richtig geht bzw. welches Klebeband besser geeignet ist.
Außerdem haben wir Ihnen eine praktische Checkliste erstellt, die Ihnen die Klebebandwahl erleichtert und häufige Anwendungsfehler vermeidet.
Häufige Fehler bei der Anwendung von Klebeband
Das Klebeband hält nicht – dieses Problem tritt am häufigsten auf, wenn’s beim Kleben nicht so funktioniert, wie es soll. Die schlechte Haftung kann allerdings sehr viele Ursachen haben.
Je nach Anwendungsfall kann es zudem zahlreiche individuelle Probleme geben, z.B. bei Abklebearbeiten in Vorbereitung zum Malern oder beim Einsatz von doppelseitigen Klebebändern für die Montage.
Wir beschreiben daher im Folgenden die häufigsten Anwendungsfehler in Bezug auf das Grundproblem, z.B. Material, Oberflächenbeschaffenheit oder einwirkende Kräfte.
Eigenschaften der zu verklebenden Materialien
Problem: Nur weil moderne Klebebänder in der Lage sind, fast alles zu verbinden, heißt das nicht, dass fast alles mit jedem beliebigen doppelseitigen Klebeband verbunden werden kann. Die Materialien der Fügeobjekte haben nämlich einen großen Einfluss darauf, ob es hält oder nicht.
Ursache: Bedruckte, beschichtete oder pulverlackierte Flächen sind problematisch für Verklebungen, ebenso Materialien mit einer geringen Oberflächenenergie wie Polypropylen, Polyethylen oder PTFE. Demgegenüber stehen Materialien wie Metall, Glas und Kunststoffe mit hoher Oberflächenenergie, die in der Regel eine einfache Verklebung ermöglichen.
Auch die Struktur der Oberfläche hat Auswirkungen. Glatte Wände benötigen z.B. andere Abklebebänder als raue Putzstrukturen.
Lösung: Achten Sie bei der Klebeband-Auswahl darauf, dass der Kleber für das Material bzw. die Materialverbindung geeignet ist. Naturkautschukkleber bietet z.B. auf sehr vielen Oberflächen einen sehr guten Halt, auch auf niederenergetischen Flächen. Silikonkleber bietet hingegen nur auf Silikon eine gute Klebkraft.
Eventuell gibt es für das zu verklebende Material (z.B. Holz, Glas, PVC, Stahl oder Karton) ein speziell entwickeltes Klebeband, das besser geeignet ist als ein Allzweckband.
Noch wichtiger ist die gezielte Klebeband-/Klebstoffauswahl, wenn Sie zwei Materialien mit sehr unterschiedlichen Eigenschaften verbinden möchten, z.B. Holz und Glas. Dafür sind in der Regel Hochleistungsklebebänder wie z.B. die Produkte der Reihe 3M VHB oder tesa ACX Plus erforderlich.
Oberflächenvorbereitung
Problem: Oberflächen werden vor dem Kleben oftmals nicht oder nur unzureichend vorbereitet, was die Haftung des Klebebands beeinträchtigt.
Ursache: Probleme ergeben sich bspw. durch mangelnde Sauberkeit am Arbeitsplatz, den Mangel an Fachkenntnissen zur richtigen Vorbereitung der Fläche oder durch Zeitdruck.
Ungenügend vorbereitete Flächen sind z.B.:
- feuchte Oberflächen
- Flächen, die Verunreinigungen durch Schmutz, Fett, Ölreste oder Trennmittel aufweisen
- Flächen mit lockeren Deckschichten
Lösung: Nutzen Sie für die Reinigung/Trocknung der Kontaktflächen nur saubere Reinigungsutensilien und mit dem Material kompatible Reinigungsmittel.
Darüber hinaus gibt es bestimmte Oberflächen, die trotz der Säuberung eine Herausforderung für die Verklebung darstellen und daher zusätzliche Vorbehandlungsschritte erfordern, z.B. durch das Auftragen eines Primers/Haftvermittlers oder die Anwendung von Corona- oder Plasma-Behandlungen.
Es ist ebenfalls wichtig, nicht festhaftende Beschichtungen zu entfernen, z.B. durch Abschleifen oder Sandstrahlen.
Ausführliche Infos und Tipps zur Oberflächenvorbereitung finden Sie in unserem Ratgeberbeitrag: Klebeflächen richtig vorbereiten – Tipps und Step-by-Step-Anleitungen.
Auf die Klebeverbindung einwirkende Kräfte
Problem: Unterliegt die Klebeverbindung ständigen Spannungen durch statische Belastungen, können diese mit der Zeit die Klebeverbindungen schwächen oder sogar auflösen – sofern das falsche Klebeband gewählt wurde.
Ursache: Die Klebstoffhärte passt nicht zu den auf die Verbindung einwirkenden Kräften, sodass Spannungen entstehen.
Lösung: Wählen Sie ein Klebeband, das auf die einwirkenden Zugkräfte und Scherkräfte der spezifischen Anwendung ausgelegt ist.
Belastungen sollten außerdem gleichmäßig über die gesamte Klebefläche verteilt sein, um ein optimales Zusammenspiel zwischen der inneren Stärke des Klebstoffs und seiner Haftung zu erreichen.
Wichtig
Klebeverbindungen müssen so ausgelegt sein, dass Schälbelastungen vermieden werden und Spaltbelastungen so gering wie möglich ausfallen.
Zu hohe oder zu niedrige Temperaturen bei der Verklebung
Problem: Aufgrund bestimmter Temperaturbedingungen haftet das Klebeband nicht oder es lässt sich nur schwer verarbeiten.
Ursache: Haftklebebänder haben einen „Wohlfühltemperatur-Verarbeitungsbereich“. Das bedeutet, dass sie im Bereich zwischen 18 und 35 Grad eine optimale Klebeleistung bieten und außerhalb dieses Bereichs Probleme verursachen können.
Die Temperatur kann sich sowohl auf das Trägermaterial als auch den Kleber auswirken. Bei Temperaturen am unteren Ende des Spektrums kann z.B. die Anfangs-Klebkraft nachlassen. Darüber hinaus spielt die Temperatur der zu verklebenden Oberflächen eine Rolle.
Lösung: Setzen Sie das Klebeband möglichst nur im optimalen Temperaturverarbeitungsbereich zwischen 18 und 35 Grad ein. Werden zwei Objekte miteinander verklebt, sollten diese eine annähernd gleiche Temperatur besitzen. Bei der Anwendung auf unebenen und porösen Oberflächen, etwa bei Schaumstoffen, können höhere Temperaturen während des Klebeprozesses helfen, da der Klebstoff so besser in die Oberfläche eindringen kann.
Ebenso wichtig: Die Lagertemperatur des Klebebands, denn auch dadurch können sich Anwendungsfehler beim Kleben ergeben. Optimal sind Lagertemperaturen zwischen 15 und 23 Grad. Die Luftfeuchtigkeit sollte zwischen 50 und 70 Prozent liegen. Temperaturen außerhalb des empfohlenen Bereichs können den Alterungsprozess des Klebers beschleunigen und die Klebequalität negativ beeinflussen.
Ausführlichere Hinweise dazu gibt’s in unserem Ratgeberbeitrag „Klebe-Tipps: Lagerung von Klebeband“
Größe der Klebefläche
Problem: Die Klebefläche ist zu klein, wodurch sich das Klebeband wieder löst.
Ursache: Passt die Größe der Kontaktfläche nicht zu den zu erwartenden Lasten, dann kann die Verklebung versagen, selbst wenn alle anderen Bedingungen für die Verklebung (z.B. Temperatur, Klebstoff usw.) ideal sind. Das gilt insbesondere bei der Anwendung von doppelseitigen Klebebändern.
Lösung: Je größer die Fläche zum Kleben ist, desto besser sind die Voraussetzungen für einen guten Halt.
Kleberückstände
Problem: Hier geht es um die Fälle, in denen Klebeband nur für einen begrenzten Zeitraum eingesetzt wird, z.B. bei Maler- oder Lackierarbeiten. Nach den Anstrichen oder Lackierungen kann das Klebeband Rückstände hinterlassen, die aufwändige Nacharbeiten erfordern.
Ursache: Das kann je nach verwendetem Klebeband verschiedene Ursachen haben. Meist liegt es an einer zu langen Einsatzdauer, an der fehlenden UV-Beständigkeit oder einer fehlenden/zu geringen Temperaturbeständigkeit.
Lösung: Halten Sie sich bei der Anwendung an die vom Hersteller angegebenen Einsatzdauer und achten Sie darauf, dass das Klebeband für den Einsatzbereich geeignet ist, also Innen oder Außen.
Fehler beim Anwender selbst
Es kann auch an bestimmten Eigenschaften oder Abläufen beim Anwender selbst liegen, dass ein Klebeband nicht haftet oder sich anderweitig nicht wie gewünscht verhält:
Verunreinigungen der Hände
Die meisten Klebebänder werden mit den Händen verarbeitet. Ausnahmen bilden Paketklebebänder, die meist mit Klebebandabrollern befestigt werden, um die Verpackungsprozesse zu beschleunigen.
Genauso wie die Oberflächen müssen auch die Hände bei der Verarbeitung des Klebebands sauber sein, bei der Nutzung von Handschuhen natürlich auch diese Textilien. Ansonsten könnten Verschmutzungen auf die Klebefläche gelangen, was wiederum die Haftung beeinträchtigen kann. Aber auch kosmetische Produkte wie Handcremes könnten Verunreinigungen auf der Klebefläche verursachen.
Druck beim Befestigen
Druckempfindliche Klebebänder müssen unter Druck verklebt werden, d.h. sie müssen mit den Fingern fest auf der gesamten Klebefläche angedrückt werden, um zu haften. Wenn Sie hier zu wenig Druck ausüben, ist die Haftung zu gering und das Band löst sich wieder.
Dehnbare Bänder
Dehnbare Klebebänder dürfen Sie beim Aufbringen nicht auseinanderziehen, weil sie sich nach dem Aufkleben in die ursprüngliche Länge zurückbewegen und damit natürlich nicht mehr auf der gesamten Fläche haften.
Bei Unsicherheiten helfen Testverklebungen
Insbesondere bei Serienverklebungen sind Testverklebungen wichtig, um kostspielige Anwendungsfehler beim Kleben zu vermeiden. Dabei müssen alle relevanten Klebeparameter getestet und folgende Anforderungen erfüllt werden:
- Test mit Originalmaterial
- Simulation der voraussichtlichen Belastung
- Tests unter realistischen Umweltbedingungen
Die Datenblätter der Klebebänder liefern zwar Hinweise zum Einsatzbereich und zur Anwendung, allerdings sind dies oft Werte, die unter idealen Laborbedingungen ermittelt wurden.
Fazit
Anwendungsfehler bei Klebeband lassen sich vermeiden, wenn Sie die technischen Eigenschaften der Klebebänder berücksichtigen und darauf achten, dass diese auch zu den Einsatzbedingungen passen. Relevant sind hier die Umweltbedingungen, die Art der zu verklebenden Materialien und die Beschaffenheit der zu verklebenden Oberfläche.
In der folgenden Checkliste haben wir noch einmal die wichtigsten Regeln zusammengestellt, um Anwendungsfehler beim Kleben zu vermeiden.
Checkliste: Anwendungsfehler bei Klebeband vermeiden
Prüfen Sie Sie folgende Aspekte, bevor Sie mit dem Kleben loslegen:
Beschaffenheit der Oberfläche
- Flächen müssen sauber und trocken sein
- reinigen, entfetten und mit Primer behandeln
- weitere Vorbehandlung durch Schleifen, Sandstrahlen
Material
- Was soll verklebt werden und welche Eigenschaften hat das zugrunde liegende Material?
- Gibt es ggf. ein Spezialband für das Material?
Umweltbedingungen
- Einsatz im Innen- oder Außenbereich?
- Bei welchen Temperaturen wird das Klebeband verarbeitet?
- Ist Feuchtigkeit bei der Verarbeitung ein Problem?
Einsatzdauer des Klebebands
- relevant, wenn Klebeband nur temporär eingesetzt wird
- die vom Hersteller angegebene Einsatzdauer nicht überschreiten, damit das Klebeband ohne Rückstände wieder abgelöst werden kann
Lagerung des Klebebands
- trocken, zwischen 50 und 70 Prozent Luftfeuchte
- zwischen 15 und 23 Grad
- in Schutzverpackung lagern, um Klebeband vor Verschmutzungen zu bewahren
- auf die Herstellerempfehlung achten – auch bzgl. der Haltbarkeit!